Das Weinland Slowenien - Edle Tropfen mit Oscar-Status

Bereits vor Eintritt in die Europäische Union im Mai 2004 lernte ich die Straßen Sloweniens auf der Durchreise nach Kroatien kennen. Ich höre mich wie heute sagen: „Auch schön hier“. In meiner Erinnerung sind sanfte Hügel, sattes Gras, bunte Landschaften und der Tolar – die damalige Währung Sloweniens. Viele unterschiedliche Papierscheine von geringem Wert... Ich fuhr oft von Deutschland über Österreich durch Slowenien nach Kroatien. Also folglich hatte ich DM, Schilling, Tolares und letztlich Kuna im Geldbeutel. Und dabei brauchte ich das slowenische Papier nur für die Durchreise. Und irgendwie hat mich damals alles nicht so wirklich emotional erreicht – nur die Schönheit des Landes ist mir bis heute in Erinnerung geblieben.
Dann wurde ich auf der ProWein 2012, mittlerweile international die wichtigste Messe für Winzer, Einkäufer, Sommeliers, Weinkritiker u.v.a. zu einer Verkostung slowenischer Archiv-Weine eingeladen. Es handelte sich um eine sogenannte „Vertikale“ aus den letzten 50 Jahren. Was ich hier verkosten durfte hat mich qualitativ überrascht und sehr neugierig gemacht...
Warum? Nun, wir reden hier von einem Weinland, welches in Europa kaum über die Grenzen hinaus bekannt ist und dennoch internationale Anerkennung findet. Slowenien hatte während der K+K-Zeit rund 50.000 ha Weinbaufläche, was der heutigen bestockten Rebfläche Österreichs gleicht und die Weine waren damals schon sehr begehrt. Es folgte das Königreich Jugoslawien, die kommunistische Diktatur Titos, die Planwirtschaft und heute ist es ein „Vorzeige-Mitglied“ der EU.
Die Anbaufläche ist auf rund 24.000 ha reduziert und slowenische Weine haben wieder internationale Bedeutung bekommen. So hat Beyoncé, eine der erfolgreichsten Musikerinnen der Welt ebenso die Vorliebe zu den edlen Tropfen Sloweniens entdeckt wie auch der frühere Präsident der Vereinigen Staaten Bill Clinton. Während der Verleihung des Academy Award Oscar durften die slowenischen Rebensäfte ebenfalls nicht fehlen. Übrigens: Reben wurden in diesem Land bereits im 12. Jhd. von den Mönchen im Benediktinerstift Admont kultiviert.
Wenngleich Slowenien immer noch sehr viele Genossenschaftsbetriebe hat, so wächst stetig die Anzahl privater Kellereien mit modernster Technik. Sie liefern Natur, Können und Wissen aus einer Hand. Klima, Böden und Topografie bieten die besten Voraussetzungen für Premiumqualitäten. Slowenische Weine zählen heute zu den Global Playern.
Lassen Sie uns auf eine Reise durch dieses kleine, aufstrebende Weinland mit seinen sanften grünen Hügeln, den steilen Terrassen, den klappernden Windrädern und den spektakulären Wasserfällen gehen.

Wir verlassen Österreich süd-östlich Richtung Maribor und tauchen ein in das größte Weinbaugebiet: PODRAVJE.
Es liegt südlich direkt unterhalb der Steiermark, der slowenischen Steiermark, gerne auch vom Volksmund „Untersteiermark“ genannt. Auf Hügeln und an Steilhängen wachsen internationale Rebsorten wie Riesling, Sauvignon Blanc, Chardonnay, Weißburgunder, Traminer und Muskateller. Premium-Weine von höchster Qualität – fruchtig, frisch und sehr aromatisch.
Das Pannonische Klima sorgt für trockene und warme Sommer und kalte Winter. Gerne werden Spätlesen, Auslesen, Beerenauslesen, ja sogar Eisweine produziert. In kleinen Mengen zwar, aber gerade die sind international sehr begehrt.

Rotweine wie Spätburgunder (Pinot Noir) und Blaufränkisch (Lemberger) zeigen ebenfalls ihr ganzes Potenzial. Einige Lagen Sloweniens werden zu den besten weltweit gezählt.
Auf unserer Reise treffen wir in der Altstadt von Maribor auf die wohl älteste Weinrebe der Welt. Sie soll der Überlieferung zufolge mehr als 400 Jahre alt sein und immer noch produziert man einige Flaschen des wunderbaren Rebensaftes.

Folgen Sie mir nun weiter südlich in das Gebiet POSAVJE, durch einen Teil des historischen Kraingebietes und entlang der Krka. An deren Steilhänge und Wasserfälle fand bereits Karl May Gefallen und trug dort seine Spielchen mit Winnetou aus.
Lange hatte dieses Weinbaugebiet mit Vorurteilen zu kämpfen. Engagierte Weinbauer zeigen ihr ganzes Können und tragen mittlerweile für ihr edles Nass internationalen Ruf davon. Viele heimische, autochthone Rebsorten werden gerne mit internationalen Rebsorten assembliert. Ein besonderes Augenmerk sollten Sie in diesem Gebiet auf Schaumweine und Spätlesen haben.
Und wenn Sie ganz aufmerksam sind, so sehen Sie die Besonderheit „Repnice“. Es handelt sich hier um in den Boden eingelassene Weinkeller und ist in dieser Form nur in Slowenien bekannt. Heute dienen sie der professionellen Lagerung von edlen Archiv-Weinen.

Machen wir einen Schlenker nach Westen und begeben uns in das Weinbaugebiet PRIMORSKA. Es liegt an der Ostgrenze zu Italien, direkt angrenzend an das weltberühmte Collio-Gebiet, welches bis zum Ersten Weltkrieg noch zu Slowenien gehörte.
Der Einfluss des Mittelmeeres, heiße und trockene Sommer, milde Winter und der kräftige Bora-Wind aus dem Norden lassen trockene, kräftige Weine wachsen. Auch hier haben zahlreiche Winzer internationalen Ruhm erlangt und ihre Weine werden in den besten Restaurants der Welt angeboten.
Während im Süden, dem slowenischen Istrien, kräftige Rotweine aus den Rebsorten Cabernet Sauvignon, Barbera und Merlot produziert werden, bringen die sanften Hügellandschaften im Norden kräftige Weißweine aus den Rebsorten Weißburgunder, Sauvignon Blanc und Chardonnay hervor. Edelsüße Dessertweine gehören ebenfalls ins Repertoire.
Eine besondere Rebsorte darf ich Ihnen nicht vorenthalten: den Teran (Refosco). Die kräftigen, trockenen Weine haben eine besondere Wirkung. Ihnen sagt man gesundheitsfördernde Eigenschaften nach, er hemmt Blutarmut und wirkt antioxidativ. Der Likör aus dieser Traube ist eine Spezialität des Landes.


Liebe Mitreisenden, wir sind nun am Ende unserer Reise durch das kleine, aufstrebende Weinland Slowenien. Haben Sie auch mitunter die wärmenden Sonnenstrahlen auf Ihrer Haut und die erlesenen Tropfen am Gaumen gespürt? Dann machen Sie sich auf und besuchen Sie dieses Land – es lohnt sich. Denn Slowenien hat noch so viel mehr zu bieten – erleben Sie es selbst.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen wie immer unvergessliche Genusserlebnisse und freue mich auf die nächste Weinreise mit Ihnen...
Ihre Genussbotschafterin Beate E. Wimmer