Koscherer Wein – von Mosel & Saar

BEW trifft Maximilian von Kunow und Nik Weis

“Wir reden nicht darüber, wir handeln“, betont Maximilian von Kunow vom traditionsreichen Familienweingut von Hövel ©von Höve
“Wir reden nicht darüber, wir handeln“, betont Maximilian von Kunow vom traditionsreichen Familienweingut von Hövel ©von Hövel

Versonnen und mit einem typischen Kunow-Lächeln berichtet Maximilian von Kunow TheCulinarian-Redakteurin Beate E. Wimmer über seine Aktivitäten als Winzer.


Doch von Kunow ist Realist! "Der Winzer ist Landwirt und als Landwirt ist er von der Natur abhängig und wenn Du von der Natur abhängig bist, dann bist Du machtlos."

 

Klar, präzise und emotionslos...

Und dennoch hat er gemeinsam mit seinem Kollegen Nik Weis vom Weingut St. Urbanshof in Leiwen an der Mittelmosel ein Experiment gewagt, an dem so manch anderer bereits scheiterte und viel Geld verbrannte. Aber für beide ist es mehr als nur ein Experiment...


Nik Weiß vom Weingut St. Urbanshof in Leiwen ist überzeugt  von dem Projekt ©St.Urbanshof
Nik Weiß vom Weingut St. Urbanshof in Leiwen ist überzeugt von dem Projekt ©St.Urbanshof

Weis und er haben durch ihre Auslandsaktivitäten ein großes Netzwerk durch die Welt gesponnen. Immer wieder wurden sie von zahlreichen jüdischen Freunden und Geschäftspartnern auf koscheren Wein angesprochen. Schließlich produzieren die Franzosen im Bordeaux und Piemont seit Jahr-zehnten einen solchen Wein. Warum dann nicht auch Deutschland und von der weißen Königs-rebsorte Riesling ?

 

Max von Kunow, dessen Familie traditionell mit vielen jüdischen Weinhändlern zusammen arbeitet, fand in Nik Weis einen Verbündeten und das Projekt "Koscherer Wein" nahm langsam konkrete Formen an. Gemeinsam mit Benz Botmann (Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Trier) und Dr. Mark Indig (Vorsitzender der deutsch-israelischen Gesellschaft, AG Trier) gründeten die beiden das Unternehmen "Gefen Ha Shalom" – "die Friedensrebe". Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Zertifizierung durch den Verband "OK - Koscher Certification".

 

Alle Partner sind sich sicher, dass die leichten, eleganten und filigranen Rieslinge, die das einzigartige Terroir der Saar widerspiegeln, einen Platz in der koscheren Weinwelt finden werden. "Es hat sich rasch herauskristallisiert, dass unser Gemeinschaftsprojekt eine Win-Win-Situation wird", freut sich von Kunow.

Maximilian von Kunow und Nik Weis sind Macher.

Sie überlassen nichts dem Zufall und führen ihre Unternehmen mit großem Erfolg. Da mag es auf den ersten Blick verwundern, dass beide gerade so ein Projekt in die Hände anderer legen (müssen). Denn koscheren Wein zu produzieren heißt in diesem Fall, dass fünf Mal im Jahr der Luxemburger Geistliche Mendel Edelmann mit einem vierköpfigen Rabbi-Team das Kommando auf dem Gut von Hövel übernimmt.


Der logistische Aufwand ist enorm. Die Trauben wachsen ganz regulär an den Rebstöcken der Saar, allerdings nach den strengen Regeln von Fair & Green, denen sich das Weingut von Hövel in all seinen Lagen unterworfen hat. Erst beim Abtransport beginnt das Abenteuer "Koscherer Wein". Zunächst werden der gesamte Keller mit all seinen Schläuchen, Pressen, Edelstahltanks und dem Zubehör nach strengsten jüdischen Vorschriften und Riten gereinigt. Pressen, Filtrieren und Abfüllen, das alles passiert hinter verschlossenen Türen. Die Tanks werden versiegelt und sind von Rabbinern beschriftet. Verkosten darf nur der Rabbi und auch die Etikettierung darf nur vom Rabbiner-Team vorgenommen werden. Und dabei ist es für Maximilian von Kunow selbstverständlich, dass er als Hausherr den jüdischen Produktionsleitern jeden Wunsch von den Augen abliest.


Das Projekt rechnet sich.

Die Nachfrage nach koscheren Spitzen-Rieslingen ist geweckt und die Weingüter St. Urbanshof und von Hövel können schließlich dank ihres ausgedehnten Netzwerkes auf eine weltweite Vertriebsstruktur zurück greifen. "Wir haben gezeigt, dass ein solches Projekt zu stemmen ist", sagt der 36-jährige Winzer stolz. "Aufwand und Ertrag stehen in einem vernünftigen Verhältnis – der Aufschlag pro Flasche zum "normalen" Riesling beträgt 4 €".

Und noch eines ist erwähnenswert: Auf einer seiner vielen Reisen nach Israel ist Max von Kunow der deutsch-israelischen Winzerpartnerschaft "Twin Winery" beigetreten. Als "Zwilling" ist er eine Kooperation mit dem israelischen Weingut Bazelet HaGolan in Kidman Zvi eingegangen.

 

Nik Weis und Maximilian von Kunow – sie reden nicht darüber, sie handeln...